VOLKSWOHL BUND

Der Volkswohl Bund gehört mit etwa 700 Mitarbeitern und rund 1,3 Millionen Lebensversicherungs- sowie 530.000 Sachversicherungsverträgen eher zu den kleineren Unternehmen in der Versicherungsbranche. Trotzdem genießt der Dortmunder Versicherer einen sehr guten Ruf, insbesondere die Lebensversicherungssparte wird von vielen Maklern und anderen unabhängigen Finanzdienstleistern geschätzt. Nur über die kann man Policen des Volkswohl Bundes beziehen, seit Mitte der 80er Jahre des vergangenen Jahrhunderts verfügt das Unternehmen über keinen eigenen Außendienst mehr, sondern ist ein so genannter Maklerversicherer. Insgesamt vermitteln rund 14.000 Makler, Mehrfachagenten und andere ungebundene Vermittler bundesweit Verträge des Volkswohl Bundes.

Gegründet wurde der Volkswohl Bund 1919 in Berlin, damals noch als Verein. Angeboten wurden zunächst vor allem Bestattungskostenversicherungen, später auch andere Lebensversicherungsprodukte. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Sitz des Versicherers nach Dortmund verlegt, der heutige Firmensitz entstand zwischen 2007 und 2010. Erst 1969 wurde die Sachversicherungssparte als 100-prozentige Tochter des inzwischen in „Volkswohl Bund Lebensversicherung auf Gegenseitigkeit“ umbenannten Lebensversicherers gegründet.

Mit diesen beiden Unternehmen deckt der Volkswohl Bund, anders als die meisten großen Versicherer, nicht alle Sparten auf dem Versicherungsmarkt ab. So fehlt zum Beispiel ein Krankenversicherer im Konzern. Es gibt auch keine ergänzenden Finanzdienstleistungen, wie man sie aus anderen Versicherungskonzernen kennt, beispielsweise eine eigenen Investment-Firma oder eine Bausparkasse. Stattdessen sind vor allem Unfall-, Haftpflicht-, Kfz-, Gebäude-, Hausrat-, Glas- und gewerbliche Versicherungen im Angebot sowie die gängigen aber auch einige ungewöhnliche Produkte im Bereich Lebensversicherungen.

Diese erhalten regelmäßig gute Noten bei Tests und Rankings. So erreichte die Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) des Volkswohl Bundes im April 2012 den ersten Platz in der Zeitschrift „Öko-Test“. Ein Jahr zuvor bewerte „Finanztest“ den gleichen Tarif mit „sehr gut“ (1,3) und auch die gängigen Ratingagenturen stellten ihm ein gutes Zeugnis aus: Von „Morgen & Morgen“ bekamen die Versicherungsbedingungen die Höchstwertung von fünf Sternen, von „Franke Bornberg“ gab es ein „Hervorragend“ („FFF“).

Das Unternehmen selbst erhielt in den letzten Jahren ebenfalls einige Auszeichnungen. Das Fachmagazin „Wirtschaftswoche“ zählt den Volkswohl Bund zu den „leistungsfähigsten Lebensversichern“ und vergab fünf Sterne, das Branchenblatt „AssCompact“ zeichnete das Unternehmen als Sieger im Bereich „Vorsorge“ aus. Fitch ratete den Volkswohl Bund mit „AA-“ („sehr stark“).

Neben verschiedenen Formen der Berufsunfähigkeitsversicherung bietet der Volkswohl Bund auch andere Produkte zu Risikoabsicherung an. So befinden sich im Portfolio Erwerbsunfähigkeitsversicherungen, Risiko-Lebens-Versicherungen und Pflegeversicherungen, außerdem eine Bestattungskostenvorsorge. Besonderheiten sind eine Risiko-Rentenversicherung und das so genannte „AS-Konzept“, mit dem man als Alternative zur klassischen Berufsunfähigkeitsversicherung nur anlassbezogene und zeitweise Risiken absichern und somit Beiträge sparen kann. Daneben gibt es zahlreiche Produkte zur Altersvorsorge, wie private Rentenversicherungen sowie staatlich geförderte Riester- und Rürup-Verträge, eine Rentenversicherung gegen Einmalbeitrag und Produkte zur betrieblichen Altersvorsorge (bAV). Im Bereich bAV bietet der Volkswohl Bund vier der fünf zugelassenen Durchführungswege an: Direktversicherung, Pensionskasse, Pensionszusage und Unterstützungskasse.

Bekannt ist der Volkswohl Bund in diesem Zusammenhang unter anderem für eine sehr breite Auswahl in Fonds. Da das Unternehmen weder eine eigene Investment-Sparte hat, noch zu einer Bank gehört, können Fonds zahlreicher Unternehmen angeboten werden. Und das sind neben bekannten Deutschen Fonds auch solche von unabhängigen europäischen und auch amerikanischen Anbietern.

Im klassischen, nicht fondsgebundenen Geschäft kämpft auch der Volkswohl Bund wie alle deutschen Lebensversicherer mit der derzeitigen Niedrigzinsphase. 2012 wurden die Einlagen mit durchschnittlich 3,65 Prozent verzinst, im Jahr zuvor waren es noch 3,8, davor 4,7 Prozent. Im Schnitt der vergangenen drei Jahre erreicht der Volkswohl Bund mit über 4 Prozent ein beachtliches Ergebnis, das über dem Marktschnitt liegt.

Gemessen an den Beitragseinnahmen liegt der Volkswohl Bund auf Platz 20 der deutschen Lebensversicherer, der Marktanteil beträgt etwa ein Prozent. Insgesamt verwaltete die Lebensversicherungssparte des Unternehmens im Jahr 2011 rund 7,1 Milliarden Euro Einlagen für seine Kunden – und damit etwa 600 Millionen mehr als im Vorjahr. Auch die Zahl der aktiven Lebensversicherungsverträge stieg von 2010 auf 2011, um rund 40.000 auf über 1,3 Millionen. Diese Zuwächse liegen allesamt über dem Branchen-Schnitt.

Unter dem Branchen-Schnitt liegt positiverweise hingegen eine andere wichtige Kennziffer für den Bereich Lebensversicherungen: Laut Geschäftsbericht 2011 betragen die Verwaltungsaufwendungen, also der Anteil der von den Kunden gezahlten Beiträge, der für laufende Kosten verwendet wird, seit einigen Jahren konstant 2 Prozent. Ein wichtiger Wert, denn je niedriger dieser Anteil ist, um so mehr Geld des Kunden wird auch wirklich für seine Altersvorsorge angelegt.

Im Gegensatz zum Geschäft rund um die Lebensversicherung war das Sachversicherungsgeschäft des Volkswohl Bundes zuletzt etwas rückläufig. Sowohl bei den Bruttobeiträgen als auch bei der Anzahl der aktiven Verträge gab es jeweils ein leichtes Minus zwischen 2010 und 2011.

Der größte Teil des Sachbestandes entfällt auf die Unfallversicherung. In diesem Bereich bietet der Volkswohl Bund ein umfangreiches Angebot. So gibt es neben der klassischen Unfallversicherung („Unfall Easy“) auch eine Variante, bei der der Versicherte parallel zur reinen Risiko-Absicherung in Fonds sparen kann („Unfall Easy Invest“), und ein spezielles Produkt für Senioren („Unfall 60Plus“). Bei vielen der angebotenen Unfallversicherungen ist eine so genannte Assistance-Leistung enthalten. So organisiert und bezahlt der Versicherer nach einem Unfall zum Beispiel einen Menü-Service („Essen auf Rädern“) oder einen Fahrdienst für die Kinder, falls dies notwendig ist. Wird nach einem Unfall eine Reha verordnet oder bleibt der Versicherte dauerhaft behindert, übernimmt ein so genanntes Reha-Management für bis zu zwei Jahre die Beratung des Kunden und (bis zu festgelegten Höchstgrenzen) die Kosten für bestimmte Behandlungen, Prothesen, berufliche Qualifikation sowie die behindertengerechte Umgestaltung des Autos und der Wohnung – zusätzlich zu den in der Unfallversicherung vereinbarten Versicherungsleistungen.

Ähnlich wie es eine spezielle Unfallversicherung für Senioren gibt, hat der Volkswohl Bund auch entsprechende Produkte in der Haftpflichtversicherung und in der Hausrat- bzw. Glasversicherung entwickelt („60Plus“). Neben den üblichen Leistungen einer Privaten Haftpflichtversicherung sind in der „Haftpflicht 60Plus“ zum Beispiel der Betrieb eines Treppenliftes, Blindenhunde sowie Enkel und Urenkel, die zu Besuch sind, mitversichert. Die „Hausrat 60Plus“ beinhaltet unter anderem eine Absicherung gegen Trickdiebstahl an der Haustür.

In seiner Außendarstellung versucht sich der Volkswohl Bund bewusst von anderen Versicherern abzugrenzen. So heißt es im Leitbild des Unternehmens: „Durch unser Handeln wollen wir uns wahrnehmbar von unseren Wettbewerbern unterscheiden. Dies können wir am besten als unabhängiger Konzern gewährleisten.“ (03.03.2013)